Heilfasten hat unter anderem durch den Prozess der Autophagie (Selbstreinigungsprozess der Zellen) viele positive Wirkungen auf die Gesundheit. Es senkt beispielsweise eine Reihe von Risikofaktoren, die auch für die Entstehung einer Demenz verantwortlich sind.
Im ersten Moment mag der Zusammenhang zwischen Demenzprävention und Fasten für viele Menschen überraschend sein. Denn die Krankheit gilt landläufig oft immer noch als eine Alterserscheinung, gegen die man wenig tun kann. Dabei sieht es ganz anders aus: Führende Experten und die Weltgesundheitsorganisation geben zahlreiche Tipps, wie man das Risiko für das Auftreten der Krankheit durch seinen Lebensstil verringern kann. Hier erfahren Sie, wie eine Demenzprävention möglich ist und welche Rolle das Heilfasten dabei spielen kann.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Demenz?
„Die Demenz“ gibt es eigentlich gar nicht. Vielmehr handelt es sich medizinisch betrachtet um ein sogenanntes Syndrom. Das heißt, dass bestimmte Symptome dazu führen, dass ein Krankheitsbild als Demenz eingestuft wird. Dahinter können aber verschiedene Erkrankungen mit verschiedenen Ursachen stecken. Typische Beschwerden, die bei einer Demenzerkrankung auftreten, sind Vergesslichkeit, Orientierungsprobleme, Änderungen im Verhalten oder zunehmende Defizite bei Fähigkeiten wie dem Sprechen, dem Durchführen von Alltagstätigkeiten oder dem sozialen Umgang mit anderen Menschen. Unter dem folgenden Link erfahren Sie mehr über die Symptome von Demenz.
Verschiedene Demenzformen
Unter dem Begriff Demenz fassen Ärzte zahlreiche Erkrankungsformen zusammen. Die mit Abstand häufigste und deshalb auch bekannteste Demenzform ist die Alzheimer-Demenz. Ihre Entstehung wird mit Protein-Ablagerungen, sogenannte Plaques, im Gehirn in Verbindung gebracht. Man vermutet, dass diese Plaques zum Absterben von Gehirnzellen führen. Dadurch kann es nach und nach zu immer stärker werdenden Symptomen kommen. Auch Entzündungsprozesse kommen als Ursache in Frage. Weitere Formen sind die Lewy-Körperchen-Demenz, die vaskuläre Demenz, die Frontotemporale Demenz und insgesamt rund 50 weitere, zum Teil sehr seltene Erkrankungen.
Wie kann man vorbeugen?
Heute weiß man, dass die Erkrankung kein unabwendbares Schicksal ist. Rund ein Drittel aller Demenzfälle hängen mit dem Lebensstil zusammen und könnten vermeidbar sein, geben Experten an. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fasste 2019 den aktuellen Stand der Forschung zusammen. Sie gibt insgesamt zwölf Empfehlungen, mit denen sich das Demenzrisiko senken lässt. Im Folgenden finden Sie eine kurze Zusammenfassung dieser zwölf Punkte.
Die 12 Empfehlungen der WHO zur Demenz-Vorbeugung
- Mehr Bewegung: Egal in welchem Lebensalter – regelmäßiger Sport und ausreichende Bewegung verringern das Risiko für das spätere Auftreten der Erkrankung.
- Mit dem Rauchen aufhören: Wer nicht raucht, verringert nicht nur das Risiko für Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für die spätere Entstehung einer Demenz.
- Gesunde Ernährung: Die WHO gibt an, dass eine gesunde Ernährung (zum Beispiel eine mediterrane Diät mit wenig tierischen Proteinen und Fetten) gegen Gefäßerkrankungen, Übergewicht und Diabetes vorbeugt – allesamt Risikofaktoren für eine Erkrankung.
- Kein Alkoholmissbrauch: Wer regelmäßig oder übermäßig viel Alkohol trinkt, der schädigt sein Gehirn und seinen Körper und kann damit auch sein Demenzrisiko erhöhen.
- „Gehirnjogging“: Die WHO gibt an, dass das Training von Gehirn und Gedächtnisleistung vorbeugen kann. Dazu gehören nicht nur Denksportaufgaben, sondern alles, was uns geistig neuen Input gibt und uns vor Herausforderungen stellt, wie das Lernen von Sprachen oder Musikinstrumenten, Reisen, Malerei, soziale Aktivitäten und vieles mehr.
- Sozialkontakte pflegen: Wer sich aus dem sozialen Leben zurückzieht, einsam ist und sich nicht als Teil eines sozialen Netzwerks fühlt, der hat neben weiteren negativen Effekten auch ein höheres Demenzrisiko. Auch für introvertierte oder depressive Menschen ist es deshalb wichtig, sich gezielt zu Unternehmungen und Sozialkontakten zu motivieren.
- Übergewicht vermeiden: Ist das Körpergewicht erhöht, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Insulinresistenz und Diabetes Typ 2. Dadurch erhöht sich auch das Risiko für eine spätere Erkrankung. Alles Wissenswerte über eine nachhaltige Gewichtsreduktion haben wir in diesem Fachartikel zusammengefasst.
- Bluthochdruck vermeiden: Ein zu hoher Blutdruck kann das Demenzrisiko erhöhen. Darum ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig kontrollieren zu lassen, Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Bluthochdruck zu ergreifen und einen bestehenden Bluthochdruck zu behandeln.
- Diabetes Typ 2 verhindern oder behandeln: Bei Demenzformen wie Alzheimer zeigen aktuelle Forschungsergebnisse einen möglichen Zusammenhang zwischen Insulin und der Ablagerung von Protein-Plaques im Gehirn. Wer einem Typ-2-Diabetes vorbeugt, verringert also auch sein Demenzrisiko. Bestehende Diabeteserkrankungen sollten behandelt und regelmäßig kontrolliert werden.
- Normale Blutfettwerte anstreben: Die WHO gibt an, dass erhöhte Blutfettwerte mit einem steigenden Demenzrisiko verbunden sind. Der kritischste Wert ist dabei das LDL-Cholesterin (das sogenannte „schlechte“ oder „böse“ Cholesterin).
- Depressionen bekämpfen: Wer längere Zeit an einer (unbehandelten) Depression leidet, der erhöht möglicherweise sein Demenzrisiko. Darauf deuten laut WHO einige Studien hin. Eine ganzheitliche Behandlung der Depression ist deshalb sehr sinnvoll. Nicht nur aufgrund der Erkrankung, denn zudem senkt eine Depression auch die Lebensqualität und nimmt Lebensfreude.
- Hörverlust diagnostizieren und bei Bedarf ausgleichen: Hört man schlechter, bekommt man auch eher eine Demenz. Noch ist nicht sicher, ob der Hörverlust die Krankheit mit verursacht oder ob beides Folgen der gleichen Ursache (zum Beispiel Durchblutungsstörungen im Kopfbereich) sind. Sicherheitshalber empfiehlt die WHO, bei Verdacht auf eine Verschlechterung des Hörvermögens einen Hörtest zu machen und bei Bedarf ein Hörgerät zu tragen.
Wichtig ist aber auch: Selbst wer gesund lebt und alle genannten Tipps umsetzt, kann erkranken. Es gibt je nach Demenzform auch mehr oder weniger ausgeprägte genetische Veranlagungen. Allerdings ist das Risiko deutlich geringer, wenn man auf einen gesunden Lebensstil achtet. Ein Punkt, mit dem man dazu beitragen kann, ist das Heilfasten.
Kann Heilfasten Demenz vorbeugen?
Hier auf unserem Portal finden Sie zahlreiche Informationen darüber, welche positiven Auswirkungen das Heilfasten auf Körper und Geist hat. Dass es auch einer Demenz vorbeugen kann, liegt daran, dass Heilfasten viele Risikofaktoren senken kann, die zur Entstehung der Erkrankung beitragen. Das gleiche gilt auch für das sogenannte Scheinfasten, welches vom bekannten Altersforscher Prof. Valter Longo entwickelt wurde.
Schauen wir uns doch noch einmal die oben stehenden zwölf Punkte an, die laut WHO zur Demenzprävention beitragen. Viele dieser Punkte lassen sich durch das Heilfasten positiv beeinflussen.
- Der offensichtlichste Punkt ist sicher der Nutzen des regelmäßigen Heilfastens zur Reduktion oder Vermeidung von Übergewicht, welches das Demenzrisiko stark erhöht.
- Heilfasten ist außerdem eine sehr gute Unterstützung, um Bluthochdruck zu senken. Ein erhöhter Blutdruck kann zur Demenzentstehung beitragen, hat aber auch viele andere negative Auswirkungen und belastet das Herz-Kreislauf-System. Durch mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Heilfasten lässt sich der Blutdruck oft auch ganz ohne Medikamente senken. Sprechen Sie im Zweifelsfall aber immer mit Ihrem Arzt, vor allem bei starkem Bluthochdruck.
- Weitere Punkte, die sich durch Heilfasten beeinflussen lassen, sind das Risiko für Typ-2-Diabetes und erhöhte Blutfettwerte. Typ-2-Diabetes hängt eng mit der Insulinresistenz und Übergewicht zusammen. Heute wird Diabetes immer häufiger und kann bereits als Volkskrankheit bezeichnet werden. Studien zeigen, dass Fasten die Blutzuckerwerte bei Typ-2-Diabetes in vielen Fällen senken oder zum Teil sogar ganz normalisieren kann 1.
- Auch erhöhtes LDL-Cholesterin gehört zu den Faktoren, die mit einer ungesunden Ernährung und Lebensweise zusammenhängen. Heilfasten kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dieses Risiko zu verringern und kann zudem ein guter Startpunkt für eine dauerhafte Umstellung der Ernährung und des Lebensstils sein. Studien weisen zudem darauf hin, dass auch Menschen mit Depressionen und depressiven Verstimmungen von Heilfasten und der damit verbundenen Stimmungsaufhellung profitieren 2.
- Heilfasten kann chronische Entzündungen im Körper vermindern. Entzündungsprozesse stehen, wie schon erwähnt, ebenfalls in Verdacht, die Erkrankung mit zu verursachen.
Heilfasten reguliert den Stoffwechsel neu
Fasten ist für unseren Körper ein mächtiger Impuls zur Veränderung der gesamten hormonellen und neuronalen Einstellungen. Abgesehen davon, dass wir durch die regelmäßige Durchführung von Heilfastenkuren die meisten Risikofaktoren einer Demenzerkrankung reduzieren können, bewirkt das Fasten eine Art Reset, also Neustart in unserem Stoffwechsel. Dadurch hat der Organismus die Chance, aus dem Gleichgewicht geratene Stoffwechselvorgänge wieder neu aufzusetzen und zu regulieren. Beispielsweise kommen Hormone wie Insulin, IGF-1 (Insulin-like growth factor 1), Adipokine usw., die den kompletten Energiestoffwechsel steuern, in eine völlig neue Situation.
Autophagie als Reinigungsprozess
Das Fasten kurbelt einen Selbstreinigungsprozess unserer Zellen an, die sogenannte Autophagie. Bei diesem Vorgang haben die Zellen die Möglichkeit Ablagerungen, sogenannten Zellmüll, zu entsorgen bzw. zu recyclen. Das hält unsere Zellen funktionstüchtig und vital, was mit großer Wahrscheinlichkeit zur Vorbeugung allerlei Krankheiten wie auch der Demenz beiträgt.
Weitere Faktoren, welche die Autophagie auslösen können, sind: Kalorienreduktion, Sport, schwarzer Kaffee und eine Substanz namens Spermidin. Letztere ist großer Hoffnungsträger in der Demenzvorbeugung.
Reparatur der Zellen durch Keton-Körper
Wenn wir regelmäßig essen, nutzen unsere Zellen als vorrangige Energiequelle Glucose aus Kohlenhydraten. Durch das Heilfasten muss sich unser Körper jedoch einen Ersatz für den Energielieferanten Glucose suchen. Dieser Ersatz sind sogenannte Keton-Körper, die beim Fasten aus Fett gebildet werden und die einen hervorragenden Alternativbrennstoff bilden. Wissenschaftler vermuten, dass Zellen im Krankheitszustand Probleme mit der Verstoffwechselung von Glucose haben, beispielsweise Gehirnzellen bei Demenz oder Multipler Sklerose. Somit haben diese Zellen, solange Glucose zur Verfügung steht, eine unzureichende Energieversorgung.
Aus Keton-Körpern können diese Zellen hingegen problemlos Energie gewinnen und haben so die Möglichkeit, wichtige Reparaturvorgänge durchzuführen. Wenn man diesen Stoffwechselvorgang der Ketose längerfristig aufrechterhalten möchte, kann man auch eine mehrwöchige, vorzugsweise pflanzenbasierte Low-Carb-Diät durchführen.
In meinem Buch „Einfach Fasten – Das große Praxisbuch“ führe ich Sie detailliert durch eine Heilfastenkur. Auch das Intervallfasten, Basenfasten, Scheinfasten, die F.-X.-Mayr-Kur sowie eine Leber-Darmreinigung leite ich darin an:
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Interview mit Prof. Dr. Andreas Michalsen zu Demenz-Vorbeugung durch Ernährung
Andreas Michalsen ist Internist und Professor für klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin und am Immanuel Krankenhaus Berlin. Ich kenne ihn schon viele Jahre aus dem Fernsehen und aus vielen Dokus zum Thema Ernährung, Heilfasten und Gesundheit. Seine Bücher gehören für mich zu den wichtigsten Werken auf dem Gebiet der Gesundheit. In diesem kurzen Interviewausschnitt spricht er über eine Ernährung, die Demenz vorbeugen kann.
Ich möchte hier einen kurzen Auszug aus Michalsens Buch „Mit Ernährung heilen“ wiedergeben: „Bemerkt man bei sich selbst oder bei einem Verwandten oder Bekannten, dass Gedächtnis- und Konzentrationsleistung mit zunehmendem Alter nachlassen – man spricht hier von kognitiven Einschränkungen -, kann eine strikte mediterrane oder vegetarische/vegane Diät wieder zu einer Verbesserung führen. Drei Portionen Beeren (Blaubeeren oder Erdbeeren) sowie regelmäßig einige Gläser Gemüsesaft verzögerten in einer Untersuchung deutlich den weiteren Abbau der Hirnleistung.“
Michalsen führt auch eine Liste von Lebensmitteln an, die die Gehirnleistung steigern (Anti-Alzheimer-Diät). Er betont dabei die Wichtigkeit von Bio-Lebensmittel, da die Pestizide und Schadstoffe von konventioneller Ware Demenz-Risikofaktoren darstellen.
- Apfel: Der Wirkstoff Quercetin in der Schale beugt der Erkrankung und Gedächtnisschwäche vor.
- Dunkle Schokolade: Die im Kakao vorkommenden sekundären Pflanzenstoffe verbessern die kognitiven Fähigkeiten.
- Grüner Tee: Das Antioxidans Epigallocatechingallat schein Gedächtnisverlust und Nervenschädigung vorzubeugen. Lese hier mehr über den grünen Tee.
- Walnüsse: Die in ihnen enthaltenen Antioxidantien können aller Wahrscheinlichkeit nach die für Alzheimer typischen Eiweißablagerungen im Gehirn verhindern.
- Blaubeeren (Schwarzbeeren): Sie stimulieren Gehirnareale, die für die kognitiven und motorischen Fähigkeiten sowie das Lernen zuständig sind.
- Safran: Eine pflanzliche Hilfe gegen das Vergessen.
- Brokkoli und andere Kreuzblütler: Der im Brokkoli enthaltene Wirkstoff Sulforaphan kann die Therapie von Alzheimer unterstützen.
Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther zu Demenz-Vorbeugung
Der bekannte Neurobiologe und Gehirnforscher Prof. Gerald Hüther spricht in diesem Interviewausschnitt über die Demenzforschung und vor allem auch über deren Irrwege. Hüther appelliert an jeden Einzelnen, seinen Lebensstil gehirnfreundlicher zu gestalten, um Neurodegeneration vorzubeugen und auch im Alter gesund zu bleiben.
Fazit Demenz und Fasten
Heilfasten hilft unter anderem durch den Prozess der Autophagie sowie des Ketose-Stoffwechsels, zahlreiche Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und erhöhte Blutfettwerte zu verringern. Diese tragen zur Entstehung einer späteren Erkrankung bei 3. Experten geben an, dass sich durch präventive Maßnahmen geschätzt rund ein Drittel aller späteren Demenzfälle vermeiden ließen 3 4. Gleichzeitig schützen Sie Ihren Körper durch Heilfasten oder Intervallfasten aber auch vor vielen anderen Erkrankungen 5). Darunter auch die Todesursachen Nummer Eins, Herzinfarkt und Schlaganfall.
- Steven S, Taylor R. Restoring normoglycaemia by use of a very low calorie diet in long- and short-duration Type 2 diabetes. Diabet Med. 2015 Sep;32(9):1149-55[↩]
- Fond G, et al. Fasting in mood disorders: neurobiology and effectiveness. A review of the literature. Psychiatry Res. 2013 Oct 30;209(3):253-8[↩]
- Livingston G et al. Dementia prevention, intervention, and care. Lancet. 2017 Dec 16;390(10113):2673-2734[↩][↩]
- Risk reduction of cognitive decline and dementia: WHO guidelines. 2019. ISBN 978-92-4-155054-3[↩]
- Malinowski B, et al. Intermittent Fasting in Cardiovascular Disorders-An Overview. Nutrients. 2019 Mar 20;11(3[↩]
Bildquellen
- Ein leuchtendes Gehirn: ESB Professional | Shutterstock.com
Dr. Silvia Nold ist promovierte Biologin und hat eine abgeschlossene Ausbildung als pharmazeutisch-technische Assistentin mit Schwerpunkt Ernährungslehre. Sie war mehrere Jahre in der medizinischen Diagnostik tätig. Dr. Nold schreibt für LPZ Publishing and Consulting LLC über Themen der Biologie, Medizin und Ernährung.